Nicolas Engel ist ein bekannter, beliebter und bezaubernder Bieler Pianist. Als ehemaliger Organisator des LIteraturcafé war er seit dem ersten First Friday dabei und hat die Besucher des FF bereits mehrere Male mit seiner improvisierten, wunderschönen Musik verzaubert. Nun präsentiert Nicolas sein neues Projekt „The New Tempelhof“ mit welchem er von Berlin nach Biel in die Voirie reist und am Freitagabend aufführt. Er spielt drei Sets um 20h/21h und 22h.
Nicolas, du bist auf Tour mit dem Projekt The New Tempelhof. Kannst du uns erzählen, um was es sich dabei handelt?
The New Tempelhof ist ein Projekt mit mir als Pianisten und Tyresse Bracy als Tänzer. Auch verstehen wir uns als wandelndes Projekt, spielen in verschiedenen Räumen, mit verschiedenen Instrumenten, neu auch mit Synthesizer, und machen Zusammenarbeiten mit verschiedenen Künstlerrn wie Johanna Amelie und Konstanthyme aus Berlin.
Du trittst mit einem Tänzer auf, wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen?
Ich habe mit meinem Piano beim Tempelhoferfeld in Berlin gespielt. Da fing jemand an zu tanzen und ich fand es wirklich cool! Seine Bewegungen waren wie eine Interpretation meiner Musik ins Räumliche, es hat gepasst! Seit dem sind wir ein Duo und spielen zusammen auf den Strassen, an verschieden Events und auch schon zweimal im berühmten Technoclub Sisyphos.
Man sieht dich ständig irgendwo in Europa auf öffentlichen Plätzen am spielen, ist dies nicht sehr anspruchsvoll und ermüdend?
Das kann schon auch ermüdend sein, so wie eben jeder Job, und ich habe mich entschieden das Musikmachen zu meinem Job zu machen. Das positive auf der Strasse ist aber sicher die Unabhängigkeit von Veranstaltern und das nicht organisieren müssen von Konzerten und Geldern, das Erreichen eines breiten, spontanen Publikum, eine sehr direkte Verdienstmöglichkeit und die vielen positiven Begegnungen mit Fans oder neuen Künstlerbekanntschaften.
Sammelst du immer noch für dein Projekt Steinway, wie nah bist du am Ziel?
Ich habe nun die Hälfte für meinen Steinway gesammelt. Auf der Strasse in Berlin, wo ich nun hauptsächlich lebe, verdiene ich aber zu wenig für den Steinway und meinen Lebensunterhalt, daher sammle ich nun eine Zeit lang nur für meinen Lebensunterhalt und mache dann bald wieder Events mit der Steinway Hall Lausanne, wo die Einnahmen exklusiv an mein Flügelprojekt gehen.
Du spielst ja deine eigenen Stücke. Komponierst du während dem spielen neue Stücke oder wie funktioniert bei dir der kreative Prozess?
Meine Stücke haben alle eine eigene rhythmische Struktur, dabei kann ich aber die Harmonien, die Dynamik, die Form immer wieder ändern. Tatsächlich versuche ich das auch auf der Strasse zu üben oder der Situation anzupassen, die Stücke sind immer in Entwicklung und in letzter Zeit versuche ich mich immer mehr auch ganz von der ursprünglichen Struktur zu lösen. Ich mag es zu improvisieren.
Ein Wort über die Bieler Altstadt und den FF. Wie erlebst du das alte Biel?
Ich kenne die schöne Bieler Altstadt mit ihren sympathischen Menschen als Bewohner, als ehemaliger Veranstalter vom Literaturcafé sowie als auftretender Künstler. Der First Friday hat ihr viel Aufschwung gegeben, es findet ein pulsierender Austausch mit den Leuten von hier und auch von auswärts statt, man lernt immer wieder neue Künstler und auch viele gute Produkte von den einzigartigen Bieler Lokalen kennen.
Auf was können sich die Besucher des FF am Freitag in der Voirie besonders freuen?
In der fast industriell wirkender Voirie erzählen Bracy und ich in Tanz und Klang von unseren Reisen als Künstler und Menschen durch die Welt, von schönen und schwierigen Begegnungen, von unterschiedlicher Vergangenheit und Herkunft und vom glücklichen Wiederfinden in der Kunst als Tänzer, Musiker oder Zuhörer.